13.02.09 Freitag, 19.00 h

Streitfall - Autoren in der Kontroverse

DIE NEUEN BÜCHER VON PETER LONGERICH, REINHARD MARX UND FRIEDRICH MERZ
ES DISKUTIEREN: FRANZISKA AUGSTEIN (MÜNCHEN), MICHA BRUMLIK (FRANKFURT), PETER LONGERICH (LONDON) UND MARTIN LÜDKE (FRANKFURT)
 
GESPRÄCHSLEITUNG: PETER KEMPER, HR2 – KULTUR

Zum siebenunddreißigsten Mal veranstalten der Hessische Rundfunk und das Literaturhaus Frankfurt eine öffentliche Gesprächsrunde, in der Journalisten, Wissenschaftler und Schrift-steller Neuerscheinungen aus dem Sachbuchbereich kritisch durchleuchten.

Über die Person und das Leben Heinrich Himmlers, den Organisator der Massenver-nichtungslager, war bisher nur wenig bekannt. Im Vergleich zu Hitler und Goebbels blieb der Reichsführer SS eine eher blasse Figur. Dennoch ist kaum zu glauben, dass es bisher keine umfassende deutsche Biografie zu einem der Hauptverbrecher des Nazi-Regimes gab. Jetzt hat der renommierte Professor für Zeitgeschichte an der Royal Holloway University of London, Peter Longerich, eine Biografie mit detaillierten Einblicken in die Vorstellungswelt Heinrich Himmlers vorgelegt. Er konnte dabei auf die Tagebücher des lebenslangen Außen-seiters zurückgreifen, die dieser schon von Kindheit an gepflegt hatte.

Ausgerechnet zu Hochzeiten der Finanzkrise hat Friedrich Merz jetzt sein Buch „Mehr Kapitalismus wagen – Wege zu einer gerechten Gesellschaft“ veröffentlicht. Der CDU-Politiker vertritt darin die Überzeugung: Der Kapitalismus ist nicht das Problem, sondern die Lösung! Noch so gut gemeinte soziale Regelungen, wie Mindestlohn oder verlängertes Arbeitslosengeld für Ältere, schränken den Markt ein. Und sie schränken gleichzeitig auch den Menschen ein, sein Recht auf Freiheit. Friedrich Merz folgt darin ganz Ludwig Erhard: Marktwirtschaft sei aus sich selbst heraus sozial.

Dem widerspricht vehement der Münchner Bischof Reinhard Marx: „Ein Kapitalismus ohne Menschlichkeit, Solidarität und Gerechtigkeit hat keine Moral und auch keine Zukunft.“ Nachzulesen ist dieser Satz in der Streitschrift „Das Kapital – Ein Plädoyer für den Menschen“, in der Marx seinen vielgescholtenen Namensvetter ernst nimmt und vor einem ungebändigten Kapitalismus warnt. Aus dem Geist der katholischen Soziallehre kritisiert er die neoliberalen Auswüchse des Turbo-Kapitalismus. Eine radikalere Gegenposition zu der Kapitalismus-Apologie von Friedrich Merz ist kaum denkbar. 

2009