(c) Literaturhaus Frankfurt
Kristof Magnusson, Hauke Hückstädt
Alf Mentzer, Julia Schoch

Literatur in Einfacher Sprache

Literatur für ganz Viele. Ein wichtiger Vorstoß. Ein einzigartiges Projekt des Literaturhauses Frankfurt. Kultur für alle zu Ende gedacht. Hierzu Literaturhausleiter Hauke Hückstädt und FAZ-Feuilleton-Chefin Sandra Kegel im Gespräch (ab Min. 32).

Was ist Literatur in Einfacher Sprache?

Gar nicht so leicht, es einfach zu machen. Literatur muss nicht kompliziert, verrätselt oder wortgewaltig sein, um ihre Wirkung zu entfalten. Wie man sich in der Wahl der Mittel beschränken und doch überraschend vielseitig, vielschichtig und abwechslungsreich sein kann, zeigen die Geschichten der dreizehn Autoren in diesem Buch. 2016 begann das Literaturhaus Frankfurt Autorinnen und Autoren einzuladen, Geschichten in Einfacher Sprache zu schreiben. Die Autor:innen gaben sich dafür 10 Regeln.

Die Regeln sind:

  1. In den Texten können wir auch erfinden.
  2. Wir schreiben Texte von 20 Minuten Vorleselänge.
  3. Wir benutzen einfache Wörter.
  4. Wir schreiben einfache Sätze.
  5. Wenn wir Sprachbilder verwenden, erläutern wir diese.
  6. Wir vermeiden Zeitsprünge.
  7. Wir erzählen aus nur einer Perspektive.
  8. Wir gliedern unser Textbild anschaulich.
  9. Möglichst wenige Hauptwörter!
  10. Möglichst viele Verben!

Nach diesen Regeln schrieben sie ihre Geschichten. Einfache Sprache ist Kunst, haben alle zusammen gesagt. Und alle zusammen haben das so auch umgesetzt. Denn allen war klar, dass die zeitgenössische Literatur mittlerweile große Kreise kaum noch erreicht. Und alle wissen, dass die Literatur vom Experiment lebt, von Mut und Erfindungsgeist. Alle haben Lust auf Lesergewinnung, statt Leservertreibung. Als Summe erfolgreicher Veranstaltungen in Frankfurt und andernorts zeigt diese Geschichtensammlung nun: Literatur kann auch viel weniger ausschließend wirken. Das Buch zeigt eine Literatur die anders ist, anders als Bücher mit Sieben Siegeln! Ein abenteuerliches Leseerlebnis! Und ein Signal an den Buchmarkt, an Viel-Leser:innen und Noch-Nicht-Leser:innen.

LiES! – Die neue Runde (ab Herbst 2025)

Für das inklusive Veranstaltungs- und Buch-Projekt wurden Hauke Hückstädt, Leiter des Literaturhauses Frankfurt, Maike Zeidler, verantwortlich für Finanzen und Verwaltung, sowie Piper-Verlegerin Felicitas von Lovenberg im vergangenen Jahr mit dem Bundesverdienstkreuz am Bande gewürdigt. Ehemalige Kulturstaatsministerin Claudia Roth hob anlässlich der feierlichen Verleihung im Bundeskanzleramt die Einmaligkeit des Projekts im deutschsprachigen Raum, wenn nicht sogar weltweit hervor. Außerdem betonte sie: „Dieses Projekt zeigt, inklusiver Lesestoff ist nicht zwangsläufig in Inhalt und Anspruch reduziert. Es ermöglicht Teilhabe an Literatur.“ Der höchste staatliche Orden für Verdienste um die Bundesrepublik unterstreicht die Bedeutung des Projekts, das im Herbst 2025 mit einem Dutzend weiterer renommierter Autor:innen in eine neue Runde startet.

Ab Herbst schreiben zwölf weitere Autor:innen neue Geschichten in Einfacher Sprache – nach dem bewährten Regelkatalog.

Auftaktlesungen:
4. September: Charlotte Gneuß und Christian Dittloff
26. November: Kristof Magnusson und Julia Schoch

Weitere Autor:innen: Fikri Anil Altintas, Sirka Elspaß, Martina Hefter, Helene Hegemann, André Kubiczek, Michael Lentz, Saša Stanišić und Caroline Wahl.

Bis Ende 2026 lädt das Literaturhaus Frankfurt zu sechs besonderen Abenden ein. Viel-Leser:innen sind ebenso willkommen wie Noch-Nicht-Leser:innen, Liebhaber:innen der deutschen Sprache ebenso wie die, die sie gerade erst lernen.
„LiES!“ zeigt, dass gute Literatur nicht kompliziert sein muss und dass sprachliche Einfachheit neue literarische Potenziale freisetzen kann.

Alle Veranstaltungen finden hybrid statt und werden von Gebärdensprachdolmetscher:innen begleitet.

LiES! Das zweite Buch (2023)

Im Februar 2023 ist „LiES! Das zweite Buch: Literatur in Einfacher Sprache" erschienen!

Die 12 Autor:innen Ferda Ataman, Christoph Biermann, Paul Bokowski, Elisa Diallo, Saskia Hennig von Lange, Miku Sophie Kühmel, Kristof Magnusson, Annette Pehnt, Tonio Schachinger, Sasha Marianna Salzmann, Julia Schoch und Wolfgang Schorlau verfassten Geschichten in Einfacher Sprache und stellten diese vor Publikum lesend vor. Im Februar 2023 erschien das zweite Buch mit eigens geschriebenen literarischen Geschichten in Einfacher Sprache.

„LiES! Das Buch. Literatur in Einfacher Sprache“ steht seit Mai 2021 auf der Liste für den Unterricht mit Kindern und Jugendlichen mit Hörbeeinträchtigung – dank der Empfehlung durch die Fachkommission der Kultusministerkonferenz. Die Begründung der Kommission finden Sie hier. Vierzehn Medien für den Förderschwerpunkt Hören und Kommunikation wurden ausgewählt, eines davon ist LiES!. „Entstanden ist ein Band ganz besonderer Literatur, erstmalig und bis dahin weltweit auch einmalig." Laut Kommission ist der Band „für den Einsatz im Unterricht bei SchülerInnen mit dem Förderschwerpunkt Hören und Kommunikation ab Klasse 10 und in der Sekundarstufe II unbedingt zu empfehlen“. Die ausführliche Pressemitteilung vom 23.06. finden Sie hier

LiES! Das Buch.

Die 13 Autor:innen Henning Ahrens, Nora Bossong, Mirko Bonné, Arno Geiger, Judith Hermann, Olga Grjasnowa, Anna Kim, Kristof Magnusson, Jens Mühling, Maruan Paschen, Ulrike Almut Sandig, Julia Schoch und Alissa Walser verfassten Geschichten in Einfacher Sprache und stellten diese vor Publikum lesend vor. 2020 erschien das erste Buch mit eigens geschriebenen literarischen Geschichten in Einfacher Sprache.

Veröffentlichungen

Bei Piper:
LiES! Das Buch. Herausgeber: Hauke Hückstädt, 2020.
LiES! Das zweite Buch
. Herausgeber: Hauke Hückstädt, 2023.

Bei Hörbuch Hamburg Osterwold: 
LiES! Literatur in Einfacher Sprache. Ungekürzte Hörbuchversion, gelesen von Ulrike C. Tscharre und Torben Kessler.

Förderung

Ein Projekt des Literaturhauses Frankfurt, gefördert vom Hessischen Ministerium für Arbeit, Integration, Jugend und Soziales. Eine Kooperation mit der Stabsstelle Inklusion Frankfurt und hr2-kultur, in Partnerschaft mit dem Netzwerk Inklusion Frankfurt.