16.04.08 Mittwoch, 20.00 h

Thomas Karlauf stellt seine George-Biographie "Die Entdeckung des Charisma" vor

GESPRÄCH: THOMAS KARLAUF, TILMAN ALLERT UND MICHA BRUMLIK
MODERATION: RUTHARD STÄBLEIN (HR2)

Er war ein Charismatiker, ein Dichterfürst und der „Meister“: Stefan George. Die neue Biografie „Die Entdeckung des Charisma“ von Thomas Karlauf, vom Feuilleton als „furios“ („Der Spiegel“) gefeiert, erzählt nicht nur von den Lebensstationen des 1868 geborenen George seinen Auftritten in den literarischen Salons von München, Berlin und Heidelberg, sondern sie berichtet auch sehr spannend über die vielen jungen Studenten, „Morphinisten und Melancholiker“ wie Karlauf sie nennt, die sich um George scharen und sich über die (homoerotische) Nähe zum Meister definieren: Darunter befinden sich Karl Wolfskehl, Friedrich Gundolf, Max Kommerell, Kurt Singer und Claus von Stauffenberg.

Die Biografie von Karlauf zeichnet aber auch das Bild einer Epoche nach, das des „nervösen Zeitalters“. Zahlreiche Dichter und Philosophen beschäftigen sich zu dieser Zeit mit den Fragen nach der Modernisierung, der Beschleunigung der Lebensverhältnisse, aber auch nach der Vereinbarkeit von Kunst und Leben. Tilman Allert, Micha Brumlik und der Biograf Thomas Karlauf sprechen an diesem Abend über diese Geistesgeschichte, über die Ästhetik der zahlreichen -ismen um die Jahrhundertwende, über die Homosexualität und die „übergeschlechtliche Liebe“ Georges, über die Jüngerschaft und deren Jüdischsein, über die Soziologie von Georg Simmel und Max Weber, die beide von Stefan George stark beeinflusst waren.

Tilman Allert, geboren 1947, ist Professor für Soziologie an der Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt am Main. Für seine Habilitationsschrift „Die Familie. Fallstudien zur Unverwüstlichkeit einer Lebensform“ erhielt er 1999 den Christa-Hoffmann-Riem-Preis für qualitative Sozialforschung. 2002 erschien sein Essay „Das gebrochene Pathos der Auserwähltheit. Zwischen Stefan George und Georg Simmel: Eine intellektuelle Biographie Kurt Singers“ im Sammelband „Interkulturelle Singer-Studien“. 2005 erschien seine letzte Veröffentlichung „Der deutsche Gruß. Geschichte einer unheilvollen Geste“.

Micha Brumlik, geboren 1947 in Davos, Schweiz, lebt heute in Frankfurt am Main. Seit 2000 ist er Professor am Institut für Allgemeine Erziehungswissenschaft der Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt am Main. Seine letzte Veröffentlichung trägt den Titel „Kritik des Zionismus“ (2007).

Thomas Karlauf, geboren 1955 in Frankfurt/Main, ging nach dem Abitur nach Amsterdam und arbeitete zehn Jahre für die George-Zeitschrift „Castrum Peregrini“. Von 1984- 1996 war er Verlagslektor bei Siedler und Rowohlt, seither führt er eine Agentur für Autoren in Berlin.

2008