08.06.15 Montag, 19.30 h

Thomas Brussig: Das gibts in keinem Russenfilm

„Ich habe Thomas Brussig gelesen. Hätte ich ein zweites Leben, würde ich seine Romane ins Englische übertragen. Nur um zweifelnden Amerikanern zu zeigen, wie unglaublich komisch deutsche Literatur sein kann“, schwärmte Jonathan Franzen. In der DDR hatte man für so viel Unerwartetes nur einen Spruch parat: „Das gibts in keinem Russenfilm“ (S. Fischer). Und genau so titelt Thomas Brussig seine Biografie des Erfolgsschriftstellers Brussig. Das mag an Romane wie „Hoppe“ erinnern oder an „Das bin doch ich“, ist aber von anderem Irrwitz: Wo für die Weltgeschichte eine Zäsur ist, da geht es bei Brussig nahtlos weiter – mit der DDR. Nämlich in das Jahr 1991, in dem sich der junge Autor mächtig aus dem Fenster lehnt. Was ihn schlagartig berühmt und schnell zum Vorzeige-Dissidenten macht. Er soll Olympiabotschafter für Berlin werden, knutscht im Harz unter Eiffeltürmen aus Holz, findet sich in eine Stasi-Affäre verwickelt und beeinflusst mit seinem Schreiben und seiner Guerilla-Statistik die öffentliche Meinung im Osten wie im Westen. Doch die DDR hält sich – bis heute: eine Art längeres Ende der Sonnenallee.

Eintritt 7 / 4 Euro

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Juni, Literatur, 2015