22.03.09 Sonntag, 19.00 h

Preisverleihung: Hörspiel des Jahres 2008

„SPEICHER“ VON MICHAELA MELIÁN

Michaela Meliáns Hörspiel „Speicher“ beeindruckt mit einer klaren musikalischen und poetischen Struktur, in der das Thema des Reisens und Wanderns, des Fremdseins und der Sehnsucht nach dem Fremden über einen Zeitraum von zwei Jahrhunderten entfaltet wird. „Mit dem Stadtplan von London den Harz durchwandern“ – der Satz bezeichnet das Bauprinzip der Mehransichtigkeit und der schwebenden Bedeutungen. Wie thematische Aspekte, europäische Orte und Wanderbewegungen von den Romantikern bis hin zu Wirtschaftsflüchtlingen, Grenzgängern und Schleppern sowie den Flüchtenden aus Krisengebieten im späten 20. Jahrhundert verbunden werden, nämlich in Schleifen, Kreisen, Wiederholungen und Spiralen, macht das Hörspiel zu einem sanft dynamischen Raum, der von Zitaten durchweht ist. Sprachspiel, Wortarchive und Ketten von Assoziationsfamilien aus dem Bereich des Reisens tragen zu der meditativen Atmosphäre bei.

 

Die Klänge, Geräusche und Töne bezieht die Künstlerin, Hörspielmacherin und Musikerin aus der 1965 entstandenen, lange Zeit verschollen geglaubten intermedialen Arbeit „Varia Vision – Unendliche Fahrt“ von Alexander Kluge, Edgar Reitz und Josef Anton Riedl. Inzwischen ist aber Material dieser Arbeit aus dem Besitz von Edgar Reitz wiederaufgetaucht, das nun, mithilfe der Universität von Udine, restauriert werden soll. „Varia Vision" wurde 1965 im Siemens-Studio für elektronisch erzeugte Klänge realisiert. Aus diesem Studio, das sich heute im Deutschen Museum in München befindet, bezogen Melián und der Musiker Carl Oesterhelt die klanglichen Basisbausteine für ihre Komposition.

Michaela Melián und Carl Oesterhelt werden zusammen mit Katarina Agathos (BR Hörspiel und Medienkunst, Dramaturgie) und Herbert Kapfer (BR Hörspiel und Medienkunst, Leitung) sowie der Jury, Sibylle Simon-Zülch, Barbara Alms und Carsten Werner, anwesend sein.

Eine Veranstaltung in Zusammenarbeit mit der Deutschen Akademie der Darstellenden Künste und dem Bayerischen Rundfunk.

Informationen auch unter www.darstellendekuenste.de

2009