14.01.08 Montag, 20.00 h

LAURENCE STERNE: „LEBEN UND ANSICHTEN VON TRISTRAM SHANDY, GENTLEMAN“

MARTIN MOSEBACH (MODERATION), MICHAEL WALTER (HERAUSGEBER UND ÜBERSETZER DES „TRISTRAM
SHANDY“), WOLFGANG HÖRNER (VERLEGER, EICHBORN VERLAG BERLIN) UND PETER HEUSCH (VORLESER)

Für Friedrich Nietzsche war er der „freieste Schriftsteller aller Zeiten“, Heinrich Heine meinte, er „ist ebenbürtig mit William Shakespeare“ und für Arthur Schopenhauer war er die „Krone der Gattungen“. Aber auch Thomas Mann, Arno Schmidt, Italo Svevo und Javier Marias zählen zu den vielen Bewunderern und Verehrern des englischen Pfarrers, Schelms und Romanciers Laurence Sterne, dessen erster Band von „Tristram Shandy“ im Dezember 1759 erschien, im Handum­drehen ausverkauft war und auf dessen jeweils neuen Band Zehntausende in Europa so begierig warteten wie heutzutage auf „Harry Potter“.

Nach 13 Jahren Proust ist im Literaturhaus von heute an einmal im Monat montags der „Tristram-Day“. Peter Heusch wird zehnmal im Jahr jeweils um 20 Uhr in den alltäglichen Wahnsinn des Gentlemans Tristram Shandy einführen. In seiner Dedikation an den „sehr ehrenwerten“ Mr. William Pitt, seines Zeichens Staatssekretär, verirrt sich der Autor des öfteren im Labyrinth seiner weltschweifigen Ausführungen, über die schon Goethe sagte, sie seien von „unnachahmlichem Humor“. Die ganze vertrackte Geschichte endet schließlich in einer „windbeutligen Schweifrede vom Stier“, sagt der Yorick genannte Erzähler und dazu: „Eine der allerbesten, so ich je vernommen habe“. Kopfüber wird sich Peter Heusch in die ersten Abenteuer des winzigen „Homunculus“ stürzen, dessen Teilnahme an seiner Erzeugung sich schon umständlicher gestaltet, als man gemeinhin annehmen sollte. Bevor die Dauerlesung startet, wird an diesem Abend die Neuübersetzung des „Tristram Shandy“ von Michael Walter vorgestellt.

Laurence Sterne, geboren 1713 in Irland, wurde nach unsteten Jugendjahren 1738 Geistlicher in York. 1759 veröffentlichte Sterne auf eigene Kosten die ersten beiden Teile des „Tristram Shandy“, die ein großer Erfolg wurden. Ein berühmter Londoner Verleger veröffentlichte die weiteren sieben Bände. 1766 war die Edition in zehn Bänden abgeschlossen und Laurence Sterne einer der berühmtesten Schriftsteller Europas. Er starb 1768 im Alter von 55 Jahren.

Michael Walter, geboren 1951, übersetzte u.a. Hermann Melville, Ian McEwan, Virginia Woolf, John Irving und eben Laurence Sterne: Jahrhundertelang gab es keine Übersetzung, die der Genialität dieses „pornographischen Lachkabinetts“ (Arno Schmidt über “Tristram Shandy, Gentleman“) gerecht geworden wäre, bis Michael Walter sich der Sache annahm.

2008