06.04.08 Sonntag, 19.00 h

Hörspiel des Jahres 2007

„RAOUL TRANCHIRERS BEMERKUNGEN ÜBER DIE STILLE“ VON ROR WOLF

Ror Wolf ist ein Hieronymus Bosch des Erzählens und das Tranchirer-Lexikon sein „Garten der Lüste“. Er versteht es, den Rezipienten erst durch Welterklärung in der Pose bürgerlicher und akademischer Rechtschaffenheit in Sicherheit zu wiegen, ihm dann jedoch die geschlossenen Handlungsräume und die Konsequenz der Logik zu verweigern, seinen Wirklichkeitsbegriff zu torpedieren und ihn diesen Verlust gar als Lustgewinn empfinden zu lassen. Er unterbricht Gedankengänge systematisch zur erfreulichsten Plot-Verweigerung und Lockerung des Zuhörers. Er lässt Dinge ins Leere laufen, um ihnen so ein größtmögliches Echo zu geben. In der leichthändig gelungenen Umsetzung dieser Methode liegt die auszeichnende Qualität dieses Hörspiels, eines Inhalts-Nullsummenspiels: Am Ende der ironischen Dekonstruktion (Wolf versteht sie gerne als Abbruch) und bei letzlicher Betrachtung der Weltverhältnisse bleibt immer das Nichts – das nicht benannt wird, das bedauert Tranchirer und darf sich zurückziehen. Weitere Informationen auch unter: www.darstellendekuenste.de

Ror Wolf, der Komponist und Regisseur Thomas Gerwin und der verantwortliche Dramaturg Hans Burkhard Schlichting werden anwesend sein.

Eine Veranstaltung in Zusammenarbeit mit der Deutschen Akademie der Darstellenden Künste und dem produzierenden Sender SWR.

2008