Unsere früheste Empfindung von Poesie und magischen Wörtern verdanken wir den Liedern der Kindheit. Auch geistliche Lieder darunter, in denen eine Verheißung der Paradiessprache aufblitzt. In den Gedichten von Dorothea Grünzweig, die in einem protestantischen Pfarrhaus in Korntal bei Stuttgart aufgewachsen ist und die pietistische Gefühlskultur der Empfindsamkeit poetisch fortsetzt, vernehmen wir das Echo dieser geistlichen Lieder. In ihrem neuen Band „Sonnenorgeln“ (Wallstein) entwirft die in Finnland lebende „Bürgerin zweier Sprachwelten“ zarte Bilder unmittelbarer Berührung mit den „Wesen zwischen Erde und Himmel“. Solche Wesensverwandtschaft von Dichtung und Religion begegnet uns auch bei Norbert Hummelt. Er schreibt Texte, die sich auch im neuen Band „in Rufweite zu Gott“ ansiedeln („pans stunde“, Luchterhand). Man kann sehr genau die Lichtverhältnisse dieser Texte bestimmen: Es ist ein warmer Schein, ein begütigendes Glimmen, das auf allen Gegenständen liegt.
Kuratiert von Michael Braun und Henning Ziebritzki in Zusammenarbeit mit Hauke Hückstädt
Gefördert von der EKHN-Stiftung
Eintritt 7 / 4 Euro / Karten bestellen