Lothar Trolle

27.02.16 Samstag, 19.30 h

Das Hörspiel des Jahres 2015: DSHAN

Die Jury – Die Preisverleihung – Die Präsentation
Moderation: Christoph Buggert

Seit 1977 werden die „Hörspiele des Monats“ von einer dreiköpfigen Jury gewählt. Diese Jury wird von den Sendern gemeinsam mit der Deutschen Akademie der Darstellenden Künste bestimmt. In den Wettbewerb kommen die von den öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten monatlich vorgeschlagenen Ursendungen. Die Jury hört und beurteilt die eingereichten Hörspiele und wählt daraus das Hörspiel des Monats. Von den zwölf Siegern eines Jahres präsentiert die Deutsche Akademie der Darstellenden Künste in Kooperation mit den öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten heute nun das Hörspiel des Jahres 2015. Die Jury gibt Einblicke in ihre Arbeit, der Preis wird an die anwesenden Künstler verliehen und bei einem Glas Wein kann dann dem Hörspiel gelauscht werden.

Das Hörspiel des Jahres 2015 ist: DSHAN von Lothar Trolle

Nach Motiven des Romans von Andrej Platonow in der Übersetzung von Alfred Frank
Regie: Walter Adler
Dramaturgie: Andrea Oetzmann
Produktion: SWR // Ursendung: 20.09.2015 // Länge: 76‘53‘‘

Im Zentrum des Hörspiels steht der junge Ingenieur Nasar Tschagatajew, der den Auftrag übernommen hat, ein kleines Wüstenvolk zu retten, das sich „Dshan“ – „Seele“ – nennt und dem er selbst entstammt. Er soll es aus der Ustjurt-Steppe heim in den Schoß der Sowjetmacht führen. Florian Lukas spielt den heimkehrenden Fremden Nasar zwischen Mitgefühl und Distanz, Gloria Endres de Oliveira ist das lebenshungrige Mädchen Aidym. Als empathischer Erzähler führt Hans-Michael Rehberg durch das Hörspiel.

Der Berliner Dramatiker Lothar Trolle schrieb Anfang der Nullerjahre den Theatertext „Dshan“ nach Motiven aus Andrej Platonows gleichnamiger, 1935 entstandener Novelle. 2015 hat er ihn gemeinsam mit dem Regisseur Walter Adler für die Hörspiel-Redaktion des SWR überarbeitet. In Trolles Hörspiel verschmelzen Hölle und Paradies, Utopie und Leid, minutiöse Dokumentation und archaischer Mythos zu einer sprachgewaltigen Erzählung über ein nomadisierendes Wüstenvolk zwischen Leben und Tod. Walter Adler hat „Dshan“ mit der Komposition von Pierre Oser und einem großen Ensemble als ununterbrochenen, vielstimmigen Erzählstrom inszeniert. 

Lothar Trolle, 1944 im Harz geboren, absolvierte in der DDR eine Ausbildung zum Handelskaufmann und arbeitete anschließend als Transportarbeiter und als Bühnentechniker am Deutschen Theater in Berlin. An der Humboldt-Universität in Berlin studierte er Philosophie und arbeitet seit 1970 als freischaffender Autor und Übersetzer. Zusammen mit Uwe Kolbe und Bernd Wagner gab er die Untergrund-Literaturzeitschrift „Mikado“ heraus. Seinen Durchbruch erlebte Lothar Trolle mit seinem Stück „Hermes in der Stadt“, das von Frank Castorf 1992 am Deutschen Theater Berlin inszeniert wurde. Von 1994 bis 1999 war er Hausautor am Berliner Ensemble. Er schreibt Theaterstücke, Hörspiele, Prosa und Lyrik und arbeitet als Übersetzer.

Aus der Begründung der Jury:
„Lothar Trolles Hörspiel nach Motiven des Romans von Andrej Platonow haben der Regisseur Walter Adler und sein Studioteam meisterhaft für den Funk eingerichtet und umgesetzt. Mit Unerschütterlichkeit präsentiert Hans Michael Rehberg als Erzähler eine scheinbar erratische Geschichte, die sich –mit glänzend besetzten Stimmen und im rasanten Wechsel der Erzählebenen und Hörbilder – zu einem surreal-düsteren seltsam aktuellen Gesellschaftstableau steigert. … Ein an die Schmerzgrenze reichender akustischer Marathon, der die eigentlich in einer früheren Welt angesiedelte Handlung angesichts der momentanen Bilder von Flüchtlingsströmen und Armutsmigration seltsam aktuell erscheinen lässt.“

Zur Preisverleihung kommen:
Lothar Trolle, der Regisseur Walter Adler, die Dramaturgin Andrea Oetzmann, der Komponist Pierre Oser und die Jury 2015: Hermann Beil (Dramaturg), Oliver Bukowski (Autor) und Nathalie Singer (Regisseurin)

Hörproben der zur Wahl gestellten Hörspiele finden Sie hier.  

Eine Veranstaltung der Deutschen Akademie der Darstellenden Künste

Eintritt frei / Eine Anmeldung ist nicht erforderlich

Februar, Literatur, 2016