06.05.08 Dienstag, 20.00 h

Martin Mosebach "Rotkäppchen und der Wolf"

EIN DRAMA, GELESEN VON HANS HOLLMANN, MARTIN MOSEBACH UND ANDREA REUTER

Im Januar 2005 wurde eine vom Dramaturgen Hans Hollmann gekürzte Fassung von Martin Mosebachs Drama „Rotkäppchen und der Wolf“ im Literaturhaus – damals an der Bockenheimer Landstraße - aufgeführt. Lorenz Jäger schrieb dazu im Feuilleton der Frankfurter Allgemeinen Zeitung: „Aus dem Volksmärchen hat Mosebach ein Zauberspiel für ganz erwachsene Kinder gemacht, an dessen Grund die mal zynische, mal lustvolle reine Lebensgier liegt. Deshalb ist das Stück mehr als nur ein Treffen der Brüder Grimm mit Ferdinand Raimund – auch ein kräftiger Schuß Mephisto ist dabei mit tiefschwarzer Anthropologie. Entzaubernd-verzaubernd erscheint die Bewegung, das Stück ist ganz von heute und doch ein Welttheater-Kosmos, in dem Tannen und Quelle, Häschen und Hausrat, Sterne und wahrsagende Karten sich um einen Faustus-Wolf gruppieren.“

Rotkäppchen ist halb Licht und ist halb Schatten – halb Alice im Wunderland, halb Iphigenie, halb Kind und auch halb Frau. In freien und gereimten Rhythmen, Songs und volksliedhaften Gedichten wird das ganze Märchen zur handelnden Person: der Wald mit den Tannen und Tieren, Pilzen und Blumen, der Wolf und seine auf Rotkäppchen eifersüchtige Frau, der Förster und die drei Frauengenerationen Großmutter, Mutter und Rotkäppchen. Natürlich ist das Stück für das Theater geschrieben, aber der Dramaturg Hans Hollmann und die Mitstreiter Andrea Reuter und Martin Mosebach haben aus der gekürzten Fassung ein Mysterienspiel und eine Zauberposse gemacht. Nachdem das Stück erfolgreich auf Tournee ging, kommt es nun wieder ins Literaturhaus – heute an der Schönen Aussicht - zurück.

Martin Mosebach, geboren 1951 in Frankfurt, hat neben Romanen zahlreiche Erzählungen, Gedichte, Filmdrehbücher, Opernlibretti, Theaterstücke und Hörspiele geschrieben. Er erhielt zahlreiche Preise, darunter den „ Blauer Salon Preis des Literaturhauses Frankfurt“ (2004) und 2007 den Georg-Büchner Preis. Von ihm ist zuletzt beim Carl Hanser Verlag die Novelle „Der Mond und das Mädchen“ (2007) und 2008 „ Stadt der wilden Hunde. Nachrichten aus dem alltäglichen Indien“ erschienen.

2008