03.05.10 Montag, 20.00 h

Hans Joachim Schädlich liest aus "Kokoschkins Reise"

Moderation: Christoph Schröder, Literaturkritiker

Der Exilrusse Fjodor Kokoschkin, ein rüstiger Mittneunziger und emeritierter Biologie-Professor, kehrt im Jahr 2005 auf der Queen Mary 2 von einer Reise nach New York zurück, wo er siebzig Jahre, also ein ganzes Menschenleben, verbracht hat. Trotzdem bleibt er ein Heimatloser, ein Emigrant, denn als Kind des 19. Jahrhunderts konnte er im 20. nicht heimisch werden. Nun hat er St. Petersburg besucht, wo die Bolschewiken 1918 seinen Vater ermordet haben und von wo er mit seiner Mutter über Odessa nach Berlin und später über Prag in die USA geflohen ist. In Berlin hat er einen Teil seiner Kindheit und Jugend verbracht und sein Studium begonnen, Prag besuchte er kurz vor dem Einmarsch der Warschauer-Pakt-Armeen. Auf seiner Seereise blickt er gelassen auf sein langes Leben zurück und genießt zugleich all die ungewöhnlichen Tischgespräche, die Speisekarte und nicht zuletzt einen diskreten Flirt mit der jungen Architektin Olga Naborra. Präzise und lakonisch erzählt Hans Joachim Schädlich in seinem neuen Buch, erschienen bei Rowohlt, von der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts mit seinen Totalitarismen, Weltkriegen und typischen Schicksalen.

Mit freundlicher Unterstützung vom Journal Frankfurt

Eintritt 6,- / 3,50

2010